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Süd-Deutschland umfaßt:
1. Zum Kaiserthum Österreich gehörig:
a. Das Königreich Böhmen, ein Kcsselland, reich an Mineralien
— Silber, Zinn, Eisen, Steinkohlen, Granaten und Mineralwassern.—
Acker-, Obst-, Wein- und Bergbau. Fabrikflciß. Einw. kath. Religion.
Städte: Prag, Hptst. — Joh. Huß — Hieronymus — Anfang des
30jährigen Krieges. — R c i ch c n b a ch. berühmt durch ihre Industrie (Tuch).
— Joachimsthal, Silbcrbcrgwerk. — Badcörtcr: Karlsbad —
Töplitz; — Mineralquellen: Marienbad — Franz cusbrunn.
b. Die Grafschaft Mähren. — Einw. Katholiken. —■. Getreide-,
Wein- und Fruchtbau — Elsen — viele Manufakturen. —• Brünn,
Hptst. — Olmütz. — Austerlitz. Schlacht 1805. — Im N. von
Mähren das österr. Hcrzogthum Schlesien —: Troppau.
e. Das Erzhcrzogthum Österreich, mit fröhlichen, körperkräs-
tigcn deutschen (kathol.) Bew. — Acker-, Wein- und Bergbau — Cd
scn, Blei, Steinsalz und Steinkohlen — Gewerbflciß. 1. Land unter
(östl.) der Ens oder Nicdcr-Östcrr.— Wien, an der Donau, 330,000
Einw., Residenz, Hptst. des ganzen Staats, mit 34 Vorstädten,
Fabriken, die über 60,000 Menschen beschäftigen. Lustschloß: Schön-
brunn. -7- Baden, mit warmen Bädern. 2. Land ob der Ens oder
Obcr-Öfterr. — Gold-, Silber- und Bleibergwerke —. Linz —
wichtige Wollsabr. — Salzburg.
d. Das Herzogthum Steyermark, mit einem tapfern, gewandten,
ernsten Hirten- und Landbauervolke, durchgehcnds katholisch. — Minc-
ralrcichthum außerordentlich groß an Eisen, Salz, Steinkohlen. —
Grätz, Hptst. —Leoben, Bergstadt. Zwischen den Bergstädten Eisen-
erz und Vordcrnbcrg liegt der 1000 I. schon bearbeitete Erzbcrg, der
ganz aus Eisenstein besteht und wovon jährlich I Mill. Cent, verar-
beitet werden.
e. Das Königreich Jllyrien, wie Steyermark Gcbirgsland —
zum Theil schon italienischer Natur—, außer Wein: Feigen, Südfrüchte,
Öliven und Seide. — Eisen, Blei, Quecksilber. — Klagen fürt, Handel.
— Jdria, reiche Quecksilbcrgruben. — Villach, Hauptnicderlagc
von Eisen, Blei und Stahl. — Triest, Freihafen, Scehandcl. —
s. Die gefürstete G rasschaft Tyrol, ein völliges Alpenland
— die rbäthischen und tyroler Alpen mit dem Gr. Glöckner und Ort-
ler. — Bew. meist Deutsche, voll Muth und Vaterlandsliebe, einfach
in ihren Sitten, frei und offen, eifrige Katholiken. — Ackerbau, Vieh-
zucht, Kunstfleiß, Eisen, Kupfer, Blei und Salz. — Innsbruck, Hptst.
— Hall, Salzwcrk.— Kufstein, mit der Fclsensestung Geroldstein.—
Trient oder Trident. Kirchcnversamml. 1545 — 1562. Hier be-
ginnt italienische Sprache und Lebensweise.
2. Das Königreich Baiern, die Mitte des deutschenplateau's.—
Einw. größtenteils katholisch — 120ou0o Protestanten. — Ackerbau,
Viehzucht, Wein-, Hopfen- und Bergbau, Bierbrauereien, a. Kreis
Ob crbatertt —: München, Hpt.- und Residenzst., eine der schönsten
Städte Deutscht. — Landsberg, in dessen Nähe das Lcchfeld,
38*
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Hieronymus_— Franz_cusbrunn Franz Lustschloß Steyermark Muth Kirchcnversamml
390
Es gibt auch geistige Schmarotzerpflanzen, die Leib und
Seele todten und verderben; fliehe sie, laß ihnen nicht den
Eintritt!
Wer Ohren hat zu hören, der höre!
A. Stöber.
302. Die Pflanzen im Haushalte der Natur und
der Menschen.
Die Pflanzen sind nicht bloß um ihrer selbst willen
geschaffen, sondern sie sollen Glieder eines großen Ganzen sein,
sie sind nothwendige Glieder im großen Haushalte der Natur.
Sie bewirken, daß die durch das Athmen der Thiere und Men-
schen und durch das Feuer veränderte und dadurch zum Athmen
untaugliche Luft, dazu wieder tauglich werde; sie wirken auf die
Feuchtigkeit der Luft und des Bodens, tragen viel zur Bildung
von Quellen und Sumpfen bei, vermindern den Luftwärmegrad,
bilden fruchtbare Düngerde oder Humus; sie zersprengen die
Felsen, spenden den Thieren Aufenthaltsörter, Wohnungen und
Nahrung, und dienen auch zur Beftiedigung der mancherlei Le-
bensbedürfnisse des Menschen und erfreuen ihn.
Er benutzt ganze Pflanzen und Pflanzentheile,
als Wurzeln, Stengel, Blätter, Blüthen, Früchte,
Samen, Rinde, den Splint, den Bast, das Holz,
Blumenblätter, Stengel, Fruchtknoten, Knospen,
Pflanzenfasern, das Pflanzenmark; er wendet die in
den Pflanzen enthaltenen Stoffe an: die Pflanzen säuren
(Citrone), Pflanzen salze (Pottasche), die Stärke, das
Gummi, den Zucker, den Kleber, die fetten und die
flüchtigen Öle (Baumöl, Lavendelöl), die Gummiharze,
(Gummigut), das Federharz und die Färbestoffe. ^ Er
benutzt den Saft der Trauben, der Palmen, der Obstfrüchte,
der Beeren zur Bereitung des Weins und Essigs und be-
reitet dieselben auch aus andem zucker- und stärkemehlhaltigen
Pflanzenstoffen durch Einwirkung der Wärme und der Gährung;
außerdem benutzt er sie noch zur Bereitung g e i sti g e r Flü j sig-
keiten, als Branntwein, Weingeist, Weinbranntwein, Rum, Arrak,
vor deren Gebrauch du dich hüten mögest.
Sie dienen zur Nahrung für Menschen und Vieh, zu ih-
rem Getränke; sie werden als Arzneimittel angewendet, zur Klei-,
86 / Geschichte
in Dekan (Dachinabades) angeführt wird. — Der
auswärtige Handel der Inder war im Ganzen
von jeher passiv; doch gingen die Banianen,
eine eigene Kastenabtheilung, schon in alter Zeit
über Meer, und kehrten oft mit großen Reich-
thümern zurück. Noch jetzt sind indische Ba-
nianen in Yemen im Besitze des Grofshandels. —
Vor der Zeit der Macedonier waren es besonders
Araber, damals ein blühendes Handelsvolk,
welche indische Waaren zur See abholten, später
die ägyptischen Griechen, besonders seit man
unter Augustus die Meeresströmung und die Pas-
satwinde zur Fahrt nach Indien benutzen gelernt
hatte. — Inder, welche Seehandel trieben,
wohnten besonders in Limyrika, der Gegend
am Cap Kalymer und dem Kavery - Flusse (Cey-
lan gegenüber). Nirgends flofs eine gröfsere
Menge von Waaren zusammen; einheimischer
Pfeffer; Perlen, die besonders zwischen Ceylan
und dem Continent gefischt wurden; feine Baum-
wollenstoffe und Edelsteine von Ceylan; chine-
sische Waaren und feine Musseline vom Ganges ;
Gold und Elfenbein von Chryse, der Ostküste
des bengalischen Meerbusens. Zum Ganges,
nach Chryse und Ceylan fuhren die Bewohner
von Limyrika in Segelschiffen, die ganz aus Holz
bestanden (Sangara, Kolandiophonta). Von hier
aus wurden die Waaren nach Muziris, Nelkyn-
da, Barygaza, den Hauptmärkten der ägypti-
schen Griechen gebracht, und von da Edelsteine,
besonders Diamanten und Rubine, serisches Pelz-
werk und Seide, bunte Schawls und goldge-
stickte Zeuge und alle indische Kostbarkeiten
abgeholt. Vorzüglich war Barygaza (jetzt Baro-
antsch) ein Waarenlager für das innere Indien
und Asien überhaupt. Zwar wurden chinesische
Waaren auch über Tibet und das Hochgebirge
den Gangeslauf hinunter bis an die Mündungen
des Stromes gebracht. Allein dieser Weg war
höchst beschwerlich. Man zog daher die Strafse
vor, welche längst des Paropamisus durch Bak-
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Extrahierte Personennamen: Augustus Limyrika Barygaza
Extrahierte Ortsnamen: Indien Limyrika Cap_Kalymer Kolandiophonta Muziris Barygaza Indien Asien Tibet
114
/
Geschichte
Dieser See, auch genannt der Salzsee, wegen
des aus ihm gewonnenen Salzes, oder das todte
Meer, weil keine Fische in ihm sein sollen,
war ehemals das fruchtbare Thal Siddim, mit
berühmten Städten, unter denen die vorzüglich-
ste Sodoma. Aufserdem sind noch als Flüsse zu
merken: der Kischori, der Belu$, der Ar non.
— Auf beiden Seiten des Jordan und längs der
Seeküste ist das Land eben, allein in der Mitte
und auf der Ost-Seite des Flusses sehr gebirgig.
Im Norden ist der Libanon, bestehend aus zwei
einander fast parallelen Bergketten, mit seinen
Gedern; süd- östlich vom Libanon der Hermon,*)
und süd-westlich der Karmel am Meere, unweit
Ptolemais; nahe bei diesem der Thabor, Itaby-
rion;2) südlich der Garizim, in Alexanders Zeit
mit einem Tempel der Samaritaner; der Oelberg
bei Jerusalem, und der Gilead jenseit des Jordan.
Diese Gebirge bilden mehrere Thäler, (daher
auch die hebräische Sprache an Wörtern für
Thal reich ist,) besonders das große Thal auf
beiden Seiten des Jordan vom See Tiberias bis
zum Asphalt-See, und das Thal .Jezreel, später
Esdrelon, (jetzt Fuli), von Westen nach Osten,
durch Samaria und den südlichen Theil von Ga-
liläa bis gegen das Gebirge Gilead.
Ausgezeichnete Produkte waren: Wein und
Oel, Honig, sowol von den Bienenstöcken als
/ von den Bäumen, der Palmbaum, der Feigen-
baum, ferner Pistacien, Terebinthen, Tamaris-
ken, die Ceder und die Balsamstaude. D’basch,
1) Der Hermon ist ein zwischen zwei hohen
Vorgebirgen des östlichen Libanon (Antiliba-
non) mehr isolirt liegender Vorberg gegen Sü-
den > der von jeher als Nordgränze des Lan-
des Israel galt.
2) Die Nachrichten von seiner Fruchtbarkeit und
Schönheit sind alle aus neuern Reisebeschrei-
bungen.
L
Y
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Vorberg
Extrahierte Ortsnamen: Alexanders Oelberg Jerusalem Gilead Jordan Jordan_vom_See_Tiberias Samaria Gilead Israel
1g4 Geschichte
land gelandet seien, und besonders Menschen
geraubt haben.
Ihrer Lage nach mufsten die Phönicier vor-
züglich auf dem mittelländischen Meere Handel
treiben. Der nächste Landungsort war die Insel
Kypros. Die wahrscheinlich rohem Einwohner
wuisten die Produkte ihres Bodens nicht zu be-
nutzen; die Phönicier nahmen und benutzten,
und die Insulaner mufsten ihre Diener werden.
Noch sicherer wurden sie dieses, als die ver-
mehrte Zahl der Phönicier der eingeschränkte
Raum ihres Landes nicht mehr fassen und näh-
ren konnte; jetzt konnten sie keinen nähern
und bequemem Ort zum Anbau finden, als diese
Insel. Hier scheinen daher ihre ersten Kolonien
angelegt zu sein; auch blieb Kypros lange unter
der Herrschaft von Sidon und Tyrus. Zunächst
kamen sie nach Klein-Asien, nach Griechen-
land und den griechischen Inseln ; Cilicien,
Karien, Rhodus und Kreta, die Sporaden und
Cykladen wurden von ihnen bevölkert : doch
blühete ihr Handel hier nur in der Zeit der frü-
hem Uncultur. Die Griechen wurden selbst ein
seefahrendes und mächtiges Volk, und hatten
Kolonien in Klein-Asien, woher sie die meisten
ihrer Waaren holten. Wo sie mit den Phöniciern
zusammentrafen, vertrieben sie dieselben sogar,
z. B. aus der goldreichen Thasos an der thraci-
schen Küste, auf welcher sich diese bereits 6
bis 7 Menschenalter vor dem trojanischen Kriege
sollen niedergelassen haben. (Herodot. Ii, 44.
Vi, 47.) Dennoch konnten sie der Phönicier
nicht ganz entbehren: Räucherwerk für die
Opfer der Götter, Purpur und Putzwaaren, für
welche die herrschende Mode entschieden hatte,
mufsten sie von ihnen nehmen. — Von Aegyp-
tens Küste hielt sie der Eigensinn des das Fremde
hassenden ägyptischen Volkes ab, das wenigstens
keinem Ausländer die Fahrt in die Nilmündungen
gestattete. Aber Karawanen - Handel müssen sie
nach Aegypten getrieben haben; nicht blo» war
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der Phönicier.
169
durch Irrwege, oder liefsen gar die eignen Schiffe
stranden. Daher verlor sich ihre Erdkenntnifs
mit ihrer Schifffahrt, und Britannien z. B. mufste
zum zweitenmal entdeckt werden. — Ihren
Handel trieben sie hauptsächlich zwar mit ihren
Fabrik- und Manufaktur-Waaren ; nicht minder
wichtig aber war der Handel mit den durch Ka-
rawanen aus dem innern Asien und Afrika zuge-
führten Waaren: Weihrauch, Gold und Edel-
steine, aus dem glücklichen Arabien (Haran,
Canna, Aden, Saba); Zimmt (Cinnamomum),
Elfenbein und Ebenholz, aus Indien und Aethio-
pien durch die Gerrhäer zugeführt, (Strabo Xvi,
p. 766, Agatharchides p. 64.); baumwollene und
gestickte Zeuge holten sie aus Aegypten, wo ein
Viertheil von Memphis von Phöniciern bewohnt
war (Herodot. Ii, 112.), und gaben dafür Wein
aus ihrem Kornlande Palästina; Wolle zu ihren
schönen Webereien erhielten sie von derr Noma-
den aus den arabischen und syrischen Wüsten; *)
und aus Thogarma (Armenien) Pferde, aus Tubal
und Meschech (kaukasische Länder) Sklaven und
Kupfergeschirr. (Ezech. Cap. 27. sehr wichtig.)
— Dieser ganze Handel aber blieb lange Tausch-
handel; auch sollen nicht die Phönicier, sondern
die Numidier zuerst Münzen geprägt haben. Von
einem handelnden Volke liefse sich dies aber am
ersten erwarten.
Erfinder des Schiffbaues sind sie gewifs. Sie
baueten ihre Schiffe gewöhnlich rund,1 2) mit ei-
nem weiten Bauche, und einem flachen Boden,
zum Einpacken bequem. Sie hatten Pvuder und
Segel, und segelten ohne Kompafs, auch bei
1) Eine Handelsstrafse ging von Tyrus nach Ba-
bylon durch die Wüste, in welcher Baalbeck
und Palmyra (auf fruchtbaren Flecken) erbauet
waren, um die Handelsverbindung zu unter-
halten.
2) Daher runde Schiffe Handelsschiffe; lange
Schiffe Kriegsschiffe.
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Assyrier und Meder. 191
Handel. Die wohlriechenden Wasser, künstliche
Handstöcke, und geschnittene Steine zu Siegel-
ringen gebrauchten sie wohl nur im Lande; ihre
Leinwand- und Wollenwebereien aber, ihre Tep-
piche, ihre Purpurfärbereien, wurden auch im
Auslände, in Medien, Persien, selbst in Griechen-
land und Rom, sehr geschätzt, und als Waaren
des Luxus theuer bezahlt. Doch begnügten sie
sich nicht mit den Erzeugnissen ihres Landes: aus
Arabien führten ihnen die Gerrhäer Räucher-
werk und Gewürze zu; aus den östlichen Län-
dern holten sie durch Karawanen und Schifffahrt,
woran auch die Gerrhäer Antheil nahmen, Edel-
steine, Färbehölzer, Gom, und vorzüglich die
indischen Produkte Elfenbein und Zimmt; doch
hüllten sie auch, gleich den Phöniciern, die
Gegenden dieser Produkte in Fabeln von Greifen
und Unholden. (Strabo, Ktesias, Uerodot.j
Ihre Lage am persischen Meerbusen und um
die Ströme Euphrat und Tigris erleichterte nicht
blos die Zufuhr, sondern auch die Verbreitung
dieser Waaren in die nördlichen und westlichen
Länder. Den Euphrat hinauf bis Thapsakus ge-
führt, wurden sie von da durch Karawanen nach
Klein-Asien, und so nach Europa gebracht. —
Zugleich aber waren die Babylonier ein sehr
weichliches und Prachtliebendes Volk: in einem
heifsen Klima trugen sie dennoch dreifache wol-
lene Bekleidung — zum Prunk, und wenn die
Nachrichten von ihrer Unzüchtigkeit bei den Gast-
mälern wahr sein sollten, so müfsten wir sie für
das ausschweifendste Volk der Erde halten. We-
nigstens hinderte dieser Luxus alle wahre Bil-
dung. Die Chaldäer (Magier) waren die Inhaber
aller ihrer Weisheit; und diese bestand in einer
äufserst dürftigen und irrigen Kenntnifs des Him-
mels und der Gestirne, in einer sehr weitläufi-
gen Anweisung, die Zukunft vorher zu sagen, zu
zaubern, zu betrügen; und erbte ohne Verände-
rung von Vater auf Sohn in der geschiedenen
Kaste fort. Dafs sie einige mathematische und
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Geschichte der Aegypter.
zogene Kanäle, und später durch Wasserschrau-
den, auch die. hohem und entferntem Gegen-
den. Doch machen die Ausdünstungen seines
Schlammes die Luft ungesund und erzeugen an-
steckende Krankheiten.
Aegypten war ausgezeichnet fruchtbar, be-
sonders im Delta: es trug Getreide, die so man-
nigfaltig nutzbare Papyrus-Staude, die Kom-
fruclit Lotus, auch Flachs, Baumwolle, woraus
die feine Byssus gleich unserm Baumwollen-Zeuge
gemacht wurde. An Holz und Metallen war
Mangel, daher in den ältesten Zeiten gar keine,
und in den spätem wenig Schifffahrt; dagegen
Reichthum an Steinen. Aufser den in Europa
gewöhnlichen Thieren, die in Aegypten ausge-
zeichnet fruchtbar waren, hat es den Krokodil,
das Flufspferd, den Affen Kynokephalos, die
Ratze Ichneumon; und von Vögeln den Ibis und
Trochilos, den Freund des Krokodils.
Aegypten wird in 3 Theile getheilt :
1. Ober - Aegypten oder Thcbais, (wahr-
scheinlich das Paihros der Bibel, Hesek. 2g , 14.)
so genannt von Thebä, Mer Hauptstadt» später
Jjiospolis, sehr alt, in Homer loothorig, auch
später noch groß (Voss, ad Pompon. Mel. I, c. g.
Tac. Ann. Ii, c. 60.); die Ruinen verrathen Kunst
und Pracht, und dehnen sich an beiden Ufern
des Stroms wohl 2 Meilen weit von Osten nach
Westen; sie war wahrscheinlich ein Hauptpunkt
auf einer Karawanenstrafse durch Afrika. Flier
stand auch Memnons kolossale, nach der Fabel,
klingende Säule. Tentyra mit bewundernswür-
digen Ruinen (s. Denon). Koptos. — Irn Zeit-
alter der Ptolemäer war die größte Stadt Ptole-
inais, nahe bei dem alten This. — Syene (As-
suan) südlicher Gränzort gegen Nubien, *) nicht 1
1) Daher Hesek. 29, 10: ,,Ich will Aegypten ver-
heeren vom Thurme zu Syene bis an die Grän-
zen von. Kusch“ (Arabien), d. h. von Süden bis
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Extrahierte Personennamen: Homer Daher_Hesek
Extrahierte Ortsnamen: Europa Hesek Afrika Syene Nubien Syene
208
Geschichte
auf, dafs er einthätiger, erfindsamer und reicher
Fürst gewesen sei, der besonders die Bergwerke
seines Gebiets benutzt habe. Er soll die Schiffs-
anker erfunden haben; und die Herrschaft der
Phrygier auf dem Meere kann man am passend-
sten unter ihm annehmen. Zur Zeit des Herku-
les herrschte in Kelänä der grausame, aber Acker-
bau liebende Lytierses. Nach einer großen Lü-
cke folgen mehrere Midas und Gordius. Ein Mi-
das ist der erste Ausländer, welcher Geschenke
nach Delphi schickt. Unter einem andern Mi-
650 das fallen die Kimmerier ein , und verheeren das
ganze Land, so dafs Midas aus Verzweiflung sich
selbst tödtet. Mit seinem unglücklichen Sohne
Adrastus starb die königliche Familie aus, und
555 Phrygien ward lydische Provinz.
Dafs die Phrygier schon von den ältesten
Zeiten her Ackerbau getrieben haben, lehren
selbst die Mythen; vorzüglich ausgezeichnet aber
war ihre Viehzucht. Die feine, rabenschwarze
Wolle der Schaafe um Laodicea, das Haar der
Ziegen von Ancyra (Angora) und der Seidenha-
sen wurden im Alterthum sehr geschätzt. Und
diese verarbeiteten sie selbst; ihre gewebten wie
ihre gestickten Gewänder waren berühmt. Auch
trieben die Einwohner Handel, früher zur See,
später nur durch Karawanen. — Eine einhei-
mische Gottheit der abergläubigen Phrygier war
die Cybele oder Cubebe, (Berecynthia, Dindy-
mene), die große Mutter der Götter. Ihr Dienst
war äufserst enthusiastisch: wie im heiligen
Wahnsinn tanzten und zerfetzten sich ihre Prie-
ster, die Kybeben, Kureten und Korybanten, die
aufserdem aber äufserst strenge lebten, kein Brod
afsen, keinen Wein tranken und sich verschnit-
ten. Auch dem Sabazio (Bacchus) weiheten sie
eigne Priester, Saboi, und gleich schwärmeri-
sche Feste. Hiermit stimmen nicht die Nach-
richten von ihrer Musik; denn Modus phrygius
und hypophrygius bezeichneten bei den Griechen
weichliche Tonarten. Hyagnis von Kelänä soll
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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220
Geschichte.
C i 1 i c i e n
erstreckte sich von Pamphylien (Fl. Melas) bis
Syrien, wovon es durch das Gebirge Arrianus,
geschieden war; im Norden umgränzt vom Tau-
rus. Durch beide Gebirge führten nur enge
Pässe (Iltäla/), zwei durch den Amanus, zwei
durch den Taurus oberhalb Tarsus. Der westli-
che Theil war sehr gebirgig"; daher auch genannt
später rechnete man ihn wohl mit zu
Isauria (Ptolem.). Der östliche Theil, vom Vor-
gebirge Zephyrium oder dem Fl. Lamus an, da-
gegen war gröfstentheils eben, daher rj irstiixt;,
auch das eigentliche Cilicien genannt. Dieser
war ausgezeichnet fruchtbar an Getreide, Obst
und Wein: und die Karawanen wurden durch
die hohen Gebirge nicht abgehalten, die natür-
lichen Erzeugnisse dieser Gegend für eingebrachte
Fabrik - Waaren auszuführen. Auch war die
cilicische Pferdezucht bekannt. — Unter den
Flüssen sind die bekanntesten: Scllnus, der west-
lichste, an der Stadt Selinus (Trajanopolis);
Kalykadnus} der nahe der Stadt Seleucia zwi-
schen zwei Vorgebirgen, Zephyrium und Sar-
pedon, ins Meer ausfliefst; Cydnus, mit kaltem
Bergwasser (Alexander) und Pyrarnus, mit pe-
riodischen Ueberschwemmungen. — Die wich-
tigsten Städte sind: Corycus (Kcvpvxoc dcrrv'), mit
prächtigen Trümmern in der Zeit der Kreuzzüge
(Curco), mit dem besten Safran (das Vorgebirge
Zephyrium daher die korykische Landspitze).
Soli, später Pompejcpolis, am Meere (mit merk-
würdigen Pvuinen), eine Kolonie der Argiver und
Pihodier, die aber einen ausgearteten griechischen
Dialekt redete; daher vielleicht das Wort Soloe-
cismus. (Menander. Aratus.) — Tarsus (Txpcoi
Xenoph.), Hauptstadt, vom Cydnus durchflossen,
alt, r) berühmt und reich ; von griechischen
i) T«^i7os, der Huf des Pegasus, auf dem Bellero-
phon zum Himmel fliegen wollte. Durch einen
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander) Alexander Txpcoi
Xenoph